Erfahrungsbericht eines Stammtisch Besuchers:

„Relativ kurzfristig hatte ich mich am Freitag morgen entschlossen, abends zum YS nach Offenbach zu fahren. Ich hatte mich in der SZ nach den Modalitäten erkundigt und auch prompt eine positive Antwort bekommen.
Es sollte mein erster Besuch in der GO werden. Auf dem Limburger Stammi bin ich Stammgast, weitere Veranstaltungen habe ich sporadisch besucht und dabei schon eine gewisse Bandbreite an Feiern erlebt.
Glücklicherweise bin ich rechtzeitig aus dem Büro gekommen. Ich arbeite zwar gerne, aber wenn man Freitags abends nochmal los will, gibt es schon einen gewissen Fluchtinstinkt.
Ich hatte auch nach den Parkmöglichkeiten gefragt – es hieß, im Hof könne man parken.
(Für ÖPNV ist meine Anfahrt zu lang, und der Rückweg nachts dann auch ein Problem).
Also das Navi gefüttert und los, nachdem ich mich in Schale geworfen hatte.
(dunkle Stoffhose, schwarzes Hemd – der DOM Standard Uni Look. Langweilig, aber dafür universell passend).

Mein Navi hat mich auch gut hingeführt, allerdings habe ich beim ersten Vorbeifahren die Einfahrt als solche nicht erkannt – es sieht wie ein Parkplatz einer Bank aus, mit Schranke an der Einfahrt.

Also bin ich durchs Viertel gekurvt und tatsächlich, nach ein, zwei Runden konnte ich einen freien und kostenlosen Parkplatz ergattern.
Ich musste dann zwar zur GO laufen, aber nach einem Tag im Büro ist das nicht weiter tragisch.

Erst jetzt habe ich erkannt, dass die Einfahrt zur Bank auch der Parkplatz der GO ist – nur – wo war die GO?

Eine Tür in der Hofeinfahrt war zwar mit GO beschriftet, aber verriegelt und verrammelt – und Klingel gab es auch keine.

Ich bin dann durch den Hof geschlendert, habe ein Kunstatelier und andere Eingänge gefunden – aber die GO war unzugänglich. Fast wie bei einem Egoshooter, ohne die entsprechende Keycard.

Der Hof war zwar weitläufig, irgendwie war die Tür doch ein gewisser Anziehungspunkt. Ich dachte mir, dass eventuell wegen des YoungSin eine Art geschlossene Gesellschaft tagt und man daher vielleicht nicht ohne weiteres dazukommen kann.

Bevor ich aber Optionen in Erwägung gezogen habe, kam ein Auto, in dem ein Pärchen saß, welches eindeutig nach Stammtisch aussah. Soll heißen „jung“, er im Anzug, sie im Kleid.
Ich habe die beiden angesprochen und sie meinten, der Eingang sei etwas schwierig zu finden, sie würden mir den Weg zeigen.

Und dann, ging es weiter in den Hof hinein, um ein, zwei Ecken, es wurde unscheinbar – und dann waren wir da. Ein kleiner Innenhof, abgeschirmt vom Rest, und man sah schon einige Leute in Grüppchen auf Sitzgelegenheiten beieinander.

Eine Tür führte zum Innenraum, wo sich auch die Bar befand. Von der dort anwesenden Orga wurde ich kurz eingeführt, dass heißt, ich wurde auf das Bezahlsystem (Nummernkarte – nicht verlieren, denn das würde teuer), den Mindestverzehr (7€ – mit ein paar Getränken über den Abend durchaus OK) und die Regeln für die Spielräume hingewiesen.

Da war ich nun also. Die Atmosphäre ist mich gleich als angenehm aufgefallen, es ist genau die richtige Mischung aus Größe und Licht. Die Stimmung war sehr gut, eine entspannte Runde. Ich bin auch schnell mit anderen ins Gespräch gekommen und diese Unterhaltung war nur die erste gute an diesem Abend – weitere sollten folgen.
Was dann kam, war aber doch überraschend – plötzlich wurde ich mit Namen angesprochen. Tja – das ist nunmal das Risiko, wenn man sich außerhalb der gewohnten Kreise bewegt, plötzlich überlappen sich die Welten. Wobei ich sagen muss, ich verstecke mich nicht. Der Ring der O ziert meine Hand durchaus auch mal im Alltag – einige Freunde und Bekannte wissen Bescheid. Das nimmt dem „Geheimnis“ die Kraft – und es ermöglicht es mir auch, Menschen in verschiedenem Licht zu sehen.
Schon mehrfach habe ich festgestellt, dass Menschen in meinem Bekanntenkreis ähnlich denken wie ich – und man schon eine Weile nebeneinander herlebt ohne das zu wissen.
Ich gebe dabei aber zu, ich habe hier zwei Vorteile. Zum einen komme ich mit vielen Menschen zurecht, und zum anderen lebe ich eher auf der dominanten Seite. Diese wird zumindest bei Männern in meinen Augen eher akzeptiert – entspricht sie doch der traditionellen Rollenverteilung, die noch bei einigen Leuten im Hinterkopf herumgeistert. Außerdem habe ich einen Dickschädel und stehe zu dem, was ich bin und was ich meine.
Und deshalb gehe ich auch entspannt mit der Situation um, eine Person aus dem normalem Leben plötzlich in der Szene zu Treffen.

Als dann noch ein weiterer Bekannter vom Limburger Stammi auftauchte, war das Eis endgültig gebrochen. Es gab viel zu erzählen, von den Dingen des normalen Lebens bis hin zu den typischen Szenethemen.
Apropos Szenethemen.
Als autodidaktischer Metallexperte hatte ich auch ein paar Spielzeuge dabei. Die angenehme Stimmung ergänzt um die Neugier einer potentiellen Trägerin ermöglichte einen Einsatz und die „Testerin“ konnte sich von der Ausbruchssicherheit von Gelenkhandschellen überzeugen.
Obwohl sie den Schlüssel in ihrer Hand hielt, war sie nicht in der Lage, sich ohne Hilfe zu befreien.
Trotzdem hat sie es sichtlich genossen.

Alles in allem also ein gelungener, wenn nicht sogar perfekter Abend der nach einer Fortsetzung ruft.
Der Stammi sei auch all jenen empfohlen, die mal unverbindlich reinschnuppern wollen. Durch den abgetrennten Spielbereich ist er gut für Anfänger geeignet – die intensiveren Spiele finden abgetrennt vom Hauptbereich statt. Der Hauptbereich wiederum hat eher den Charakter einer Gaststätte, wären da nicht die Zeichen, die auf eine BDSM Location hinweisen.
(ein Andreaskreuz, mehrere Käfige, Karabiner und stabile Stangen im Thekenbereich)
Aber wer sich daran stört – der hätte eh nicht bis hier gelesen.
Was noch erwähnenswert ist, man passt aufeinander auf. Grenzen werden respektiert und nicht überschritten oder wegdiskutiert. Sorge oder gar Angst braucht man also nicht zu haben.
Wer den YoungSin in der GO besucht hat die Chance auf nette Kontakte und einen schönen Abend. Das größte Risiko dabei:
Man will nochmal hin.
Nachtrag 1:
Inzwischen war ich ein zweites Mal dabei, und dieser zweite Abend war erwartungsgemäß ähnlich gut wie der erste. Mein Bekanntenkreis vergrößert sich gerade sichtlich, was ich als sehr positiv bewerte

Nachtrag 2:
Inzwischen wurde der Eingang verlegt und ist damit einfacher zu finden. Wie sich das auf die Atmosphäre auswirken wird, werde ich bei meinem nächsten Besuch feststellen.